Medizin – Für viele ist das nach dem Abitur einer ihrer Wunschstudiengänge. Und das, obwohl man als Schüler oder Schülerin nach dem Abschluss insbesondere in die Praxis dieses Fachgebiets noch wenige bis gar keine Einblicke hatte. Gelegenheit zu solch einem seltenen Einblick hatten wir TUMKollegiatinnen und -Kollegiaten am Mittwoch, den 6. November 2024, bei unserem Besuch am Klinikum rechts der Isar.
Zunächst starteten wir mit Vortrag von Dr. Jeannine Bachmann mit dem Titel “Faszination Medizin”. Dabei ging es zunächst um OP-Roboter und verschiedene Diagnosemöglichkeiten.
Anschließend konnten wir mit Herrn Prof. Dr. Klaus-Peter Janssens Vortrag “Krebsforschung in der Viszeralchirurgie” etwas tiefer in die Krebsforschung einsteigen. Wussten Sie, dass alle Basenpaare der menschlichen DNA als Text aufschreiben ungefähr einem 50 – 100 m hohen Stapel an “Harry Potter”-Büchern entsprechen würde? Stellen Sie sich einmal vor, Sie müssten diese Unmengen an Text abschreiben. Da können schnell einige Fehler passieren.
In etwa so entsteht Krebs, dem Körper unterläuft ein vermeintlich simpler Fehler beim Abschreiben der DNA. Das kann dazu führen, dass die Mechanismen, die die Zellteilung regulieren bei der fehlerhaften Zelle gestört werden und sich die Zelle somit unkontrolliert zu vermehren beginnt. Krebs ist auch kein neuzeitliches Phänomen. Der Name der Krankheit geht auf die alten Griechen zurück, erstmals nachweisen lässt er sich sogar schon bei den Neandertalern.
Im Anschluss daran hatten wir die seltene Gelegenheit, zwei Operationen hautnah mitzuverfolgen. In beiden Fällen handelte es sich um hochkomplexe Eingriffe zur Entfernung von Krebsgeschwüren im Bauchbereich, und die Konzentration, Präzision und Hingabe des Teams waren in jedem Moment spürbar.
Die Atmosphäre im Operationssaal war beeindruckend: Das Zusammenspiel zwischen Chirurgen, Anästhesisten und dem gesamten OP-Personal verlief nahezu reibungslos und auf höchstem Niveau. Es war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie viel Wissen, Technologie und Menschlichkeit zusammenkommen müssen, um in der modernen Medizin das Leben der Patienten zu verbessern.
Eine der Operationen wurde mit einem hochmodernen, sogenannten Da-Vinci-Roboter durchgeführt, der dem Chirurgen präzise, minimalinvasive Eingriffe ermöglicht. Die Roboterarme können millimetergenaue Bewegungen ausführen und in kleinsten Winkeln rotieren, die der menschlichen Hand oft nicht möglich sind, was besonders bei der Entfernung von Tumoren entscheidend ist. Der Roboter bietet zudem eine hochauflösende 3D-Sicht auf das Operationsfeld, sodass selbst kleinste Details sichtbar werden. Die minimalinvasive Technik führt zu kleineren Schnitten und einer schnelleren Erholung der Patienten.
Anschließend ging es dann ins Labor. Besonders wichtig für die Krebsforschung sind sogenannte Organoide. Im Gegensatz zu klassischen Zellkulturen werden diese 3-dimensional gezüchtet und sind deshalb in ihren Eigenschaften vergleichbarer zu lebendem Gewebe. In der Krebsforschung werden so beispielsweise aus dem bei der OP entnommenen Tumor neue „Mini-Tumoren“ im Labor gezüchtet, an denen dann beispielsweise getestet werden kann, ob bestimmte Chemo-Therapien gegen sie wirksam sind.
Zum Abschluss des Tages gab es dann noch ein gemeinsames Mittagessen zusammen mit allen, dabei wurde sich auch noch intensiv über mögliche Themen der Forschungsarbeiten ausgetauscht. Vielen Dank an Prof. Dr. Marc Martignoni, Prof. Dr. Klaus-Peter Janssen, Dr. Jeannine Bachmann und allen weiteren Beteiligten für die hochinteressanten Einblicke und den informativen Tag. Die Eindrücke dieses Besuchs werden uns sicherlich noch lange begleiten und haben uns einen inspirierenden Einblick in die Arbeit am Klinikum rechts der Isar und die Möglichkeiten der modernen Chirurgie gegeben.
Sofiia Aleksandrovych und Simon Reilich