/* Das ist der Code, damit das Akkordeon geschlossen angezeigt wird. */ /* Das ist der Code, um offene Akkordeons wieder schließen zu können */

Sind Sie krankenversichert? In Deutschland wird diese Frage wohl glücklicherweise von den Meisten mit ja beantwortet werden. Dem Statistischen Bundesamt zufolge sind in Deutschland aufgrund der bestehenden Krankenversicherungspflicht derzeit mehr als 99,9% der Bevölkerung krankenversichert.[1] Ein so breit gefächertes und flächendeckendes Gesundheitssystem ist nicht selbstverständlich, doch wir haben ein bewundernswertes Netz aus Ärzten, Krankenschwestern und vielen Weiteren, die in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen hart arbeiten, um uns eine sehr gute Versorgung zu ermöglichen.

In meinem Praktikum vom 14.07. bis zum 28.07.2021 durfte ich den Alltag im Klinikum rechts der Isar, dem Universitätsklinikum der TU München in Haidhausen, kennenlernen. Während dieser Zeit bekam ich einen breit gefächerten Einblick in die Arbeit und den Alltag der Ärzte und Schwestern dort. Dieser beginnt früh, und zwar um 7:30 Uhr mit der täglichen Frühbesprechung im Hörsaal C. In diesem versammelt sich die gesamte Abteilung der Viszeralchirurgie, also der Bauchchirurgie, um  neue Fälle vorzustellen, oder um weitere Vorgehen anhand von Röntgen oder Computertomographie Bildern zu besprechen.

Nach dem Ende der Frühbesprechung geht es meist gegen 8:30 Uhr auf Visite. Dabei besuchen die Ärzte die einzelnen Patienten und sprechen mit diesen über ihr Wohlbefinden und über die weitere Behandlung. Ich durfte bei der Visite auf der Transplantationsstation dabei sein, dort liegen viele Patienten nach einer Nierentransplantation. Bei diesen muss täglich der Kaliumspiegel kontrolliert werden, da dieser bei nierenkranken Patienten sehr hoch ist und nach einer Transplantation schnell abfallen sollte. Geschieht das nicht muss sofort gehandelt werden, da es sein kann, dass der Körper das Organ abstößt und die Ärzte deshalb die Therapie anpassen müssen. Ob eine Abstoßung vorliegt kann mit einer Biopsie, also einer Entnahme von Gewebe aus der Niere festgestellt werden.

Außerdem müssen die Verbände gewechselt und die Wunden kontrolliert werden- eine Aufgabe, die wir Praktikanten unter Anleitung der PJ Studenten übernehmen durften. Zudem zeigten sie uns, wie man Blut abnimmt und einen Zugang legt, was meine Praktikumskollegin und ich mutig an uns gegenseitig ausprobierten. Die Visite und die Zeit auf der Transplantationsstation haben mir gezeigt, dass man Menschen mit Hilfe der modernen Medizin tatsächlich ein „neues“ Leben schenken kann. So erzählte mir ein Mann, der 10 Jahre seines Lebens dialysepflichtig war, dass er nach seiner Nierentransplantation nun endlich wieder einmal in den Urlaub fahren und ein normales Leben führen kann.

In die Notaufnahme, in der ich einen Tag verbrachte, kommen täglich viele Patienten mit unterschiedlich schweren Erkrankungen. Die Kunst ist, zu erkennen, wer wirklich dringend behandelt werden muss und wer noch etwas warten kann. Diese Aufteilung in verschiedene Dringlichkeiten nennt man Triage. Die Patienten richtig einzuordnen ist oft sehr schwer. Hinter Bauchschmerzen kann sich eine harmlose Magenverstimmung verbergen, aber auch ein akuter Ileus, also ein Darmverschluss, der sofort behandelt werden muss. In den Schockraum kommen die Patienten, bei denen es um „Leben und Tod“ geht. Dort ist alles vorbereitet, um einen reibungslosen Behandlungsablauf zu ermöglichen. Ich fand es wahnsinnig beeindruckend, wie konzentriert und eingespielt das Team aus Ärzten und Schwestern dort gearbeitet hat.

In der Endoskopie ist es etwas ruhiger, hier werden Patienten mit dem Endoskop, also einer kleinen beweglichen Kamera hauptsächlich am Darm oder Magen bzw. der Speiseröhre untersucht. In der Endoskopie kann zum einen festgestellt werden, ob eine Erkrankung vorliegt, es kann aber auch der Heilungsprozess, zum Beispiel nach einer Ösophagogastrostomie, also der Verbindung des Magens mit der Luftröhre, überprüft werden. Die Patienten werden für die Untersuchung meist mit dem Beruhigungsmittel Propofol sediert, ich durfte außerdem auch bei einer Gastroskopie (Spiegelung des Magens) eines intubierten Intensivpatienten mit Schussverletzungen dabei sein. 

Die Ambulanz der Viszeralchirurgie ist in etwa mit einer Arztpraxis vergleichbar. Hier kommen Patienten zur OP Nachsorge oder zur Besprechung und Planung eines Eingriffes. An diesem Tag behandelten wir vor allem Patienten mit Schenkel- oder Leistenhernien, wobei mir beigebracht wurde, diese richtig zu ertasten und mit den Patienten umzugehen. Spannend war außerdem, dass wahnsinnig viele unterschiedliche Menschen zu uns kamen und jeder davon seine ganz eigene Geschichte mitbrachte.

Ein absolutes Highlight war für mich die Königsdisziplin der Chirurgie – der Operationssaal, in dem ich zwei Tage verbrachte. Die erste OP war eine akute Appendektomie (Blinddarmentfernung), die laparoskopisch, also minimalinvasiv, durchgeführt wurde. Dieser Eingriff wurde nur über einen Bildschirm durchgeführt, außer drei kleine Narben von den Instrumenten im Bauch, hat die Patientin nicht viel davongetragen. Im Anschluss ging es direkt weiter mit einer siebenstündigen Leber OP. Diese bestand aus zwei Teilen, denn nach zehn Tagen muss die Patientin erneut operiert und der Eingriff beendet werden. Zuerst wurde ein Teil der metastasierenden Leber von der Umgebung separiert, allerdings noch im Körper gelassen. In der Zeit zwischen der ersten und zweiten OP soll die restliche, gesunde Leber wachsen und die Funktion der kranken Leber übernehmen, die dann nach etwa zehn Tagen entfernt werden kann. Ich durfte bei diesem Eingriff sowohl den Anästhesisten, als auch den Operateuren am OP Tisch über die Schulter schauen.

Mein zweiter OP Tag forderte mich noch einmal besonders, denn diesmal durfte ich mich wie die richtigen Chirurgen einwaschen und mit am Tisch stehen. In einer siebenstündigen Lebersegmentresektion (Entfernung eines Teils der Leber) assistierte ich, indem ich Haken und Fäden hielt und den Operateuren das OP Feld freihielt. Die Zeit am OP Tisch stand ich völlig unter Strom, ich spürte weder Hunger noch Durstgefühle und auch das lange Stehen machte mir nicht viel aus. Das Beste war es, den Patienten nach vollendeter OP noch aus der Narkose aufwachen zu sehen und zu wissen, dass ihm durch die Arbeit der letzten Stunden geholfen wurde. Das Gefühl, den meisten Menschen wirklich helfen zu können und etwas zu bewirken, fand ich das Tollste an meinem Praktikum.

Ich hätte mir nie erhofft, dass mein Praktikum so spannend und vielseitig sein und mir so viele interessante Einblicke bieten würde. Deshalb bedanke ich mich ganz herzlich bei meinen Betreuern Herrn Dr. Dr. Hartmann, Herrn Prof. Dr. Hüser und Frau Dr. Steffani und bei allen anderen, die mir dieses tolle Praktikum ermöglicht haben.