Praktikumssuche und -findung
Aufgrund der während des letzten Jahres geltenden gesetzlichen Maßnahmen zum Schutz vor dem Virus SARS-CoV-2 war es absehbar, dass das 14-tägige Auslandspraktikum des TUM-Kollegs am Ende der elften Jahrgangsstufe nicht tatsächlich im Ausland würde stattfinden können. Die ausdrückliche Empfehlung der Schule lautete, nach Praktikumsplätzen innerhalb Deutschlands und bestmöglich nahe des eigenen Wohnorts zu suchen, um möglichst unabhängig von genannten Maßnahmen zu sein.
uch für die angefragten Unternehmen waren geltende Regelungen insofern hinderlich, als dass kaum Praktikanten*Innen angenommen wurden, um ein möglichst geringes Risiko einer Ansteckung innerhalb des Unternehmens zu gewährleisten. Außerdem arbeiteten viele Angestellte im Home-Office und boten somit keine Möglichkeit Praktikanten*Innen Einblicke zu gewähren.
Der Kontakt zum Diakoniewerk Martha Maria erfolgte schließlich nach mehreren Absagen anderer Unternehmen über meinen Vater, welcher im Klinikum Martha Maria in der Abteilung für Pneumologie als Oberarzt tätig ist.
Zum Schutz der sensiblen patientenbezogenen Daten, welche in einem Krankenhaus verarbeitet werden, war ich verpflichtet, mich durch das Unterzeichnen einer Datenschutzerklärung bereit zu erklären, keine mir im Verlauf des Praktikums anvertrauten Daten, z.B. im Rahmen dieses Berichts, zu veröffentlichen.
Der Praktikumsanbieter: Das Klinikum Martha Maria
Das Klinikum Martha Maria ist verbunden mit einem angrenzenden Seniorenzentrum ein Lehrkrankenhaus der LMU im Stadtviertel Solln im Süden Münchens. Der Träger des Krankenhauses ist das Diakoniewerk Martha Maria, welches insgesamt vier Krankenhäuser, sieben Seniorenheime und zwei Erholungseinrichtungen betreibt. Etwa 270 der 4300 Angestellten des Diakoniewerk arbeiten dabei am Standort Solln mit insgesamt ca. 110 Betten, gegliedert in Allgemeine-, Visceral- und Thoraxchirurgie, HNO, Anästhesie, Innere Medizin mit dem Schwerpunkt Pneumologie sowie einem eigenen Labor.
Erfahrungen und Wissensgewinn im Verlauf des Praktikums
Um einen möglichst umfangreichen Eindruck über den Betrieb des Krankenhauses zu erlangen war es mir ein Anliegen, möglichst jeden der medizinischen Bereiche aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen. Zu diesem Zweck verbrachte ich jeweils ca. zwei Tage in den Abteilungen Pneumologie, Chirurgie, Labor und Notaufnahme bzw. ambulante Chirurgie.
Innerhalb der Arbeitszeiten von 8 bis ca. 17 Uhr konnte ich den Tagesablauf der Oberärzte*Innen, Assistenzärzte*Innen, Krankenpfleger*Innen, Intensivkrankenpfleger*Innen, Laborfachkräfte und Patienten*Innen verfolgen und daran teilnehmen. Die vielen und diversen Aufgabenfelder beinhalteten zum einen routinemäßiges Arbeiten wie Patientenbesuche und standardmäßige Untersuchungen während der Morgen- und Spätvisite, bürokratische Dokumentation von Krankheitsbildern, gestellten Diagnosen und Behandlungen, Analyse und Auswertung von Blut-, Urin- und Gewebeproben und das Arbeiten innerhalb der beindruckenden Logistik der Chirurgischen Abteilungen.
Zum anderen erlebte ich jedoch auch den Umgang mit Ausnahmesituationen wie die Kommunikation von Patienten*Innen, welche aufgrund ihres hohen Alters oder Erkrankungen wie Alzheimer unzurechnungsfähig sind, das Diagnostizieren und Behandeln seltener Krankheitsbilder, die Organisation von Pflegediensten im Falle der Abwesenheit von Familienangehörigen, insbesondere bei älteren Patienten*Innen, die Behandlung von Covid-19-Verdachtsfällen, die Pflege von verzweifelten Patienten*Innen bzw. die Kommunikation mit deren Familienangehörigen und den Umgang mit moralischen Fragen nach Sterbehilfe bzw. Sterbebegleitung.
Meine Zeit im Labor ermöglichte mir ein tieferes Verständnis für Physiologie und Zusammensetzung der Blutes zu erlangen, welches im Falle von Konservenbereitstellung für eine Bluttransfusion für bestimmte Operationen von großer Bedeutung ist.
Ebenfalls spannend war das Beobachten während diverser Operationen in der Chirurgie, unter anderem einer Gallenblasen- und Schilddrüsenentfernung. Zum Wahren höchster Hygienestandards war für jedes Betreten des begrenzten OP-Bereichs ein Schleuse-Verfahren nötig, welches unter anderem spezielle Kleidung, Haarabdeckungen und eine umfangreiche Desinfektion der Hände und des Unterarms beinhaltete. Innerhalb des OPs musste ebenfalls ein Sicherheitsabstand von einem sterilen Bereich um den Tisch eingehalten werden, um eine Entzündung der offenen Wunden zu vermeiden. Der Arbeitsbereich des Anästhesisten war im Gegensatz zudem der Operateure*Innen zwar sauber, jedoch nicht steril, sodass insbesondere bei der Intubation und Narkotisierung der Patienten*Innen auch mein Einsatz gefragt war.
Zum Schutz vor der Verbreitung von SARS-CoV-2 innerhalb des Krankenhauses, wurden Patienten*Innen mit Verdacht auf eine Infektion separat in Zimmern isoliert, welche ebenfalls nur nach einem Schleuse-Vorgang betreten werden durften. Glücklicherweise befand sich im Verlaufe meines Praktikums nur ein Patient in diesem Zustand, was mir die Möglichkeit gab, einmal selbst die umfangreiche Prozedur des An- und Ablegens der Schutzkleidung zu durchwandern.
Vergleich meiner Erwartungen an das Praktikum mit meinen gesammelten Erfahrungen
Obwohl ich ursprünglich ein Praktikum in naturwissenschaftlichen Berufen anstrebte, hat mir dieses Praktikum im klinischen Betrieb einzigartige Einblicke geboten, welche nicht nur spannend waren, sondern mir auch bisher unbekannte Perspektiven gezeigt haben und so bei der Orientierung nach einer zukünftigen Tätigkeit helfen werden.
Besonders die Eindrücke über Fürsorge und Pflege von Menschen in Notsituationen haben mein Werteverständnis weiterentwickelt und geprägt, eine persönliche Weiterentwicklung über den Wissensgewinn und ein erweitertes medizinisches Verständnis hinaus.
Rückblickende Bewertung des Praktikums
Unabhängig von meiner zukünftigen Berufswahl waren die Eindrücke und Erfahrungen, welche ich im Verlauf des Praktikums gemacht habe in jedem Fall ein Gewinn und ich bereue meine Wahl nicht.
Auch wenn zukünftige TUM-Kollegiaten hoffentlich wieder die Möglichkeit haben werden, sich außerhalb Deutschlands für Praktika zu bewerben und außerhalb des Unternehmens kulturelle Bereicherungen zu erleben, kann ich nur empfehlen, sich auch für Bereiche zu interessieren, mit welchen sie sich nach der Schulzeit weniger beschäftigen möchten, denn um eine Entscheidung richtig abzuwägen sind zusätzliche und diverse Erfahrungen selten hinderlich.
Anhang
Ich möchte mich bei allen Mitarbeitern*Innen des Klinikums Martha Maria in München bedanken, welche meine Zeit bei ihnen so interessant und angenehm wie möglich gestaltet haben.
Außerdem würde ich gerne meine Hochachtung aussprechen gegenüber allen Krankenpflegern*Innen, vor deren täglichen Leistungen ich großen Respekt habe.
Aufgrund des besonderen Schutzes der Daten innerhalb des Krankenhauses und eines arbeitsintensiven Alltags, war es mir kaum möglich, meine Zeit dort in Form von Bildern zu dokumentieren. Die vorliegenden Aufnahmen entstanden im Rahmen einer Operation zur Bereinigung und Öffnung der Nasen-Nebenhöhlen mit ausdrücklichem Einverständnis aller abgebildeten Personen.