Praktikumssuche und Gründe für das Praktikum
Das 14-tätige Praktikum war als Pflichtpraktikum nach Abschluss der 11. Klasse ursprünglich als Auslandspraktikum vorgegeben. Aufgrund der Coronasituation mit den einschränkenden Rahmenbedingungen wurden die Vorgaben geändert, so dass ein wohnortnahes Praktikum definiert wurde. Innerhalb dieser Vorgaben war mir wichtig, das Praktikum in einem technisch oder naturwissenschaftlich fokussierten Unternehmen mit internationalen Strukturen zu absolvieren. Dabei sollte es an neuartigen Lösungen und Konzepten arbeiten und nachhaltig Umweltaspekte berücksichtigen. Nach eingehender Recherche und insgesamt 6 Bewerbungen, erhielt ich Rückmeldungen coronabedingt sehr zurückhaltend, verspätet und teilweise auch nur auf Nachfassen. Der Kontakt zu BMW Werk 0 E-Antrieb kam durch Unterstützung aus persönlichen Verbindungen zustande. Bereits kurz nach Zusendung meiner schriftlichen Bewerbung, folgte die Praktikumszusage. Das Praktikum dauerte vom 02. – 13.08.2021.
Vorstellung des Unternehmens
Das BMW Werk 0 E-Antrieb in der Ingolstädter Straße 47, 80807 München, ist spezialisiert auf den Prototypenbau der E-Maschinen und Batterien für alle Elektro-Versuchsfahrzeuge der BMW Group. Das Team besteht aus rund 40 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen die sich auf die Bereiche Statorbau, Rotorbau, Batterie, Logistik und Befundung verteilen. Sie sind zusammen in einer Werkshalle untergebracht. Die Betreuung und Koordination des Praktikums fand durch Herrn Michael Eibl, Produktionsspezialist und Teamleiter Rotorbau, statt.
Darstellung meiner Erfahrungen während des Praktikums
Wie bei allen Mitarbeitern im Werk dauerte mein Arbeitstag montags bis freitags von 07:00 bis 15.00 Uhr, die Mittagspause jeweils 1 Stunde von 11.30 – 12.30 Uhr. Insgesamt also eine 35-Stunden-Woche, die – ausgenommen für Praktikanten – mit einer elektronischen Zeiterfassung dokumentiert wurde. Aus Sicherheitsgründen sind lange Hosen, Sicherheitsschuhe und für einige Arbeitsgänge auch Arbeitshandschuhe vorgeschrieben. Für den Zugang ins Werk wurde ich mit einem digital lesbaren Ausweis ausgestattet.
Der erste Arbeitstag startete zunächst mit der vorgeschriebenen Sicherheitsunterweisung. Diese beinhaltete Informationen zu den verwendeten Fahrzeugen wie Hubwagen, Ameise und Stapler, den Umgang mit den Batterien, Vorgehensweisen bei Brandfällen und Geheimhaltungsregeln. Im anschließend durchgeführten Rundgang durch die Werkshalle lernte ich die räumliche Aufteilung kennen und konnte erste Eindrücke über die Kollegen, Maschinen und Abläufe gewinnen.
Meine praktischen Einsätze während der beiden Wochen waren in nahezu allen Teams und mit wechselnden Verantwortlichen. Erfahrungen konnte ich vor allem bei folgenden praktischen Aufgaben sammeln.
Der Antriebsstrang der BMW BEVs (Battery Electric Vehicle) besteht aus der E-Antriebs-Einheit, genannt HEAT (Hochintegrierte Elektrische Antriebstopologie), dem HVS (Hochvoltspeicher) und einem Ladegerät. Das Ladegerät wurde hier nicht weiter betrachtet. Die HEAT selbst besteht aus einer E-Maschine, einer Leistungselektronik (Inverter) und einem Getriebe, welche alle in einem Gehäuse integriert sind.
Die HEATs, die Belastungs- und Extremtests durchlaufen haben, werden im Team Befundung auf Fehler und Abnutzung geprüft, in Einzelteile zerlegt, analysiert, dokumentiert und – für weiterführende Prüfungen in anderen Teams – verpackt und versendet. Hier konnte ich mit Schlagschrauber HEAT-Gehäuse öffnen, Inverterdeckel demontieren, Dichtringe abziehen und so den Aufbau der Antriebs-Einheit und die Zusammensetzung genauer kennenlernen.
Für den Einsatz eines neu gelieferten, hochpräzisen Messsystems, das seine Messwerkzeuge automatisch tauschen kann, durfte ich die Einrichtung unterstützen. Dazu entwickelte ich einen Vorschlag zur Platzierung der einzelnen Mess-Werkzeuge innerhalb des Haltebereiches.
Im HVS-Bau konnte ich erstmals Fahrzeugspeicher von ca. 2×4 Meter Größe und mehreren hundert Kilogramm Gewicht kennenlernen. Für die Spannungsmessung der HVS nahm ich die Verkabelung zur Messung vor, prüfte die Messergebnisse, dokumentierte und unterstütze beim Einbau der Batteriemodule ins Batteriegehäuse.
Im Team Rotorbau konnte ich für die Wickelmaschine die vorgefertigten Einzelteile, das sogenannten Blechpaket und die Sternscheiben zusammenfügen, die Nutisolation passgenau stecken und so für die maschinelle Weiterverarbeitung vorbereiten. Im Anschluss an den Wicklungsvorgang durfte ich den Rotor in die Vergussmaschine einlegen und den vollautomatischen Gießprozess überprüfen.
Für die Internationale Automobilausstellung (IAA) im September 2021 durfte ich in der Mechanischen Werkstatt jeweils einen Stator und einen Rotor mit vollautomatischer Unterstützung zersägen, ein HEAT-Gehäuse sandstrahlen und fertigstellen für die Lackierung. Diese Teile sollen in Frankfurt auf dem BMW- Stand ausgestellt werden.
Lernerfolge und Wissensgewinn
Durch mein Praktikum konnte ich erstmals den Tagesablauf im Arbeitsleben kennenlernen. Dazu zählte nicht nur der zeitige Start am Morgen, der mit frühem Aufstehen verbunden war, sondern auch das Miteinander in den Pausenzeiten mit dem persönlichen Austausch und Kennenlernen.
Ich habe erfahren, wie die Zusammenarbeit von Teams und Mitarbeitern mit unterschiedlichen Kompetenzen, Persönlichkeiten und Altersstrukturen funktioniert. So gab es beispielweise für die unterschiedlichen, technischen Themenstellungen einen jeweiligen Experten.
Darüber hinaus habe ich kennengelernt, wie man als unerfahrener Neuling in die Abläufe integriert wird. Dazu zählte, dass ich unmittelbar zu Beginn notwendige Einweisungen erhalten habe, umfassend in allen Bereichen mitarbeiten konnte und mir alle Tätigkeiten sehr genau erklärt wurden. Auch wurde mir viel Vertrauen entgegengebracht, so dass ich zahlreiche Tätigkeiten im Gesamtprozess ausführen durfte, um so Erfahrungen zu sammeln.
Im Detail habe ich den Aufbau eines E-Fahrzeuges und dessen Antriebsstranges und damit eines komplexen technischen Systems kennengelernt. Die Funktionsweise und Zusammenhänge kann ich dadurch besser verstehen. Ich weiß, welche umfangreichen und vielfältigen Prüfungen zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit des Autos vorgenommen und vor allem auch dokumentiert werden müssen.
Ich habe verschiedene Verfahren in der Produktion, wie Spritzguss, Fräsen und Schweißen gesehen und konnte erste Erfahrungen bei der Mitarbeit sammeln. Viele Zusammenhänge von Mechanik und Elektronik sind mir nun tiefergehend bekannt.
Bewertung des Praktikums
Durch das Praktikum konnte ich einen ersten Eindruck vom Berufsleben erhalten. In kurzer Zeit habe ich durch das Kennenlernen aller Tätigkeitsbereiche im Werk 0 viel dazu gelernt, so dass ich mich zunehmend auch bei schwierigeren Aufgaben eigenständig einbringen konnte. Alle Aufgaben haben großen Spaß gemacht.
Besonders gefallen hat mir die offene Art, mit der mir alle begegnet sind. Mein besonderer Dank gilt vor allem meinem Praktikumsbetreuer Herrn Michael Eibl, aber auch allen beteiligten Kollegen und Kolleginnen. Ihnen verdanke ich, dass ich tolle Erfahrungen sammeln konnte, mich einbringen durfte und große Freude am Praktikum hatte.