
Nils Schulte-Wien
Werner-Heisenberg-Gymnasium
Titel der Forschungsarbeit:
School: TUM School of Management
Department: Department of Finance & Accounting
Forschungsgruppe: Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapitalmärkte
Betreuung: Prof. Dr. Christoph Kaserer
Abstract der Forschungsarbeit
Eine innovative, wachstumsorientierte, wettbewerbsstarke und anpassungsfähige Volkswirtschaft braucht Start-ups, und Start-ups wiederum benötigen für ihr Wachstum eine ausreichende Kapitalbasis, die in der Regel in Form von Venture Capital zur Verfügung gestellt wird. VC ist somit ein zentraler Baustein von Innovationsförderung. In Deutschland besteht im Vergleich zu Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den USA jedoch eine erhebliche Investitionslücke, gerade in späteren Finanzierungsphasen. Diese Arbeit macht Vorschläge und gibt Anregungen, wie der deutsche VC-Markt im europäischen und transatlantischen Vergleich wettbewerbsfähiger gemacht werden kann, und zwar – anders als häufig der Fall – nicht interessengeleitet, sondern auf Basis empirischer wissen¬schaftlicher Daten und der Befragung von 13 Experten verschiedener Teilgebiete des hiesigen VC-Ökosystems. Die Auswertung der Ergebnisse zeigt, dass der deutsche VC-Markt auf fünf Ebenen gestärkt werden sollte:
Kapital allokieren: Pensionsfonds/-kassen und Versicherer sollten bis zu 5% ihrer Assets in VC allokieren dürfen. Bei entsprechender Anpassung der Regulatorik könnten Start-ups von besserer Kapitalverfügbarkeit und Rentner von höheren Renditen während der Ansparphase profitieren. Auch die Einführung der Aktienrente als Renditeturbo für die gesetzliche Rentenversicherung erscheint sinnvoll. Weiteres Kapital kann bei Stiftungen, Family Offices, Kleinanlegern und Banken mobilisiert werden.
Europa stärken: Eine europäische Kapitalmarktintegration bzw. die Harmonisierung von Regulatorik innerhalb der EU sollte auch in deutschem Interesse forciert werden. Ein einheitlicher Binnenmarkt würde großes Wachstumspotenzial für europäische Start-ups freisetzen und Investitionen in Europa vereinfachen.
Hochschulen stärker einbeziehen: Eine intensivere Vernetzung von VC, Wirtschaft und Hochschule könnte die Durchlässigkeit zwischen diesen Bereichen verbessern und sowohl den Wissenstransfer als auch den Kapitalfluss vereinfachen. Damit ließe sich der Weg von der Gründungsidee zum tragfähigen, skalierbaren Geschäftsmodell auch in Deutschland häufiger erfolgreich gestalten. Beitragen kann die Hochschule darüber hinaus zur Veränderung der deutschen Risiko- und Fehlerkultur, die das VC- und Start-up-Ökosystem durch Stigmatisierung von unternehmerischem Scheitern oft ausbremst.
Politisch forcieren: Auch der Staat sollte, ohne den Markt zu verzerren, in VC allokieren und über Venture Clienting zu dessen Schlagkraft beitragen. Innovationsförderungen sollten politisch höhere Priorität genießen.
Frauenanteil erhöhen: Gemischte Investment- und Gründerteams sind im Durchschnitt erfolgreicher. Deshalb sollten gezielt Frauen dafür gewonnen werden, als VC-Investierende oder Gründende zu agieren.
Mit Umsetzung dieser fünf Maßnahmen könnte Deutschland sein VC-Ökosystem und damit die Innovationskraft seiner Volkswirtschaft nachhaltig stärken.
