/* Das ist der Code, damit das Akkordeon geschlossen angezeigt wird. */ /* Das ist der Code, um offene Akkordeons wieder schließen zu können */

Im Juli 2023 hatten wir die Chance Afrikas kulturellen Schätze und Menschen auf eine besondere Weise im Rahmen des Auslandspraktikums des TUM-Kollegs kennenzulernen. Dieses absolvierten wir im Ridge Hospital in der Hauptstadt Ghanas, Accra. Dort haben wir mit anderen deutschen, schweizerischen und amerikanischen Volunteers in einem Student House gewohnt. Es gab einige erfahrenere Mitbewohner, die uns in den afrikanischen Alltag einführen konnten, der sich vom deutschen doch recht wesentlich unterscheidet. Angefangen beim Weg zum Projekt: in Ghana gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel wie wir sie im gutvernetzten München kennen. Der Weg zum Krankenhaus war jedoch nicht gerade kurz, weswegen wir auf Kleinbusse, auch als Trotros bekannt, oder Bolt, einem mit Taxi vergleichbaren Anbieter angewiesen waren. Die Trotros fahren dabei nicht wie aus Deutschland gewohnt nach Fahrplan eine vorgegebene Route ab, sondern je nach Vorlieben des Fahrers eine vom Mate ausgerufene Richtung. Dieser ist im Trotro für das Einsammeln des Geldes zuständig sowie für die Kommunikation mit den am Straßenrand wartenden Menschen. Besonders ist auch, dass die Haltestellen nicht ausgeschildert sind, sondern aus Erfahrung bekannt ist, an welchen Orten die Trotros stehen bleiben.

Das private Krankenhaus selbst ist in Accra eines der reicheren und somit auch generell ausreichend medizinisch ausgestattet, sowohl was Material als auch Personal angeht. Die Umstände und Arbeitsmoral lassen sich jedoch nicht mit deutschen Krankenhäusern vergleichen. Auch wenn Ghana eines der politisch stabilsten und sichersten Länder Afrikas ist, fehlt jegliche Art von Krankenversicherung und ein Großteil der Pflege wird von den Familien selbst übernommen, so zum Beispiel wird jegliche Verpflegung von Verwandten gebracht.

Dies ist vor allem auf den Stationen aufgefallen, welche die Pflege betrafen, so die High Dependency Units und Specialised Surgery. Uns wurden hier viel über die Pflege von Patienten erklärt und wir lernten Wunden zu säubern und Verbände anzulegen. Grundlegend wichtig war es auch die Vitalwerte, das heißt Blutdruck, Puls, Atemfrequenz, Körpertemperatur und Sauerstofflevel im Blut regelmäßig zu messen, was wir nach Einführung des Personals auch eigenständig durchführen durften.

Auch im Emergency Room waren sie von großer Bedeutung. Da dies für alle Patienten die Anlaufstelle ist, liegt der Fokus hier darauf zu erkennen, was den Patienten fehlt und diese, basierend auf der Schwere der Verletzung oder Infektion den verschiedenen Fachbereichen zuzuteilen. Zum Ende der Zeit auf dieser Station kam beispielsweise ein Patient mit schweren Verletzungen von einem Arbeitsunfall. Dieser hatte eine hohe Priorität, weshalb schnelles, präzises Handeln der Krankenschwestern und Ärzte gefordert war. Obwohl sich hier schlussendlich für einen Praktikanten wenig Möglichkeiten zu helfen ergaben, war es durchaus spannend den Ablauf der Behandlung durch das medizinische Personal in solch einem Notfall zu beobachten.

Zudem bekamen wir auch Einblick in den OP und durften bei verschiedenen Operationen dabei sein. Darunter zum Beispiel einige Hernienreparationen, eine Knochenbruchoperation am Bein, sowie gynäkologische Eingriffe. Neben dem Vorgehen der Ärzte und Schwestern bei den OPs selbst war aber auch die Anästhesie der Patienten sehr interessant zu beobachten. Diese variierte je nach Fall zwischen Vollnarkose, Spinalanästhesie und Lokalanästhesie.

Ein kleiner Einblick wurde uns auch in die Station Labour and Delivery gewährt, wo wir den Verlauf der Geburtsvorbereitung bis hin zu den Wehen miterleben durften.

In der letzten Woche unseres Praktikums entschieden wir uns dazu, unseren Aufenthalt im Krankenhaus zu verkürzen und stattdessen noch die letzten Tage das Straßenkinder Projekt von Mama Mina zu besuchen, um weitere Einblicke in die Freiwilligenarbeit zu erhalten. Es handelt sich um ein Tagesprogramm für Kinder aus armen bzw. schwierigen Familienverhältnissen, welchen im Projekt ein Ort zum Spielen und Lernen geboten wurde.

Nach dem Projekt hatten wir Zeit Accra zu erkunden. Dabei sind wir beispielsweise auf lokale Märkte wie zum Beispiel den Kunstmarkt oder den Makola-Market gegangen, der sich über ein ganzes Stadtviertel erstreckt und damit der größte Markt Accras ist. Zusätzlich zu den Märkten gab es auch normale Einkaufszentren, die sich interessanterweise gar nicht so sehr von dem unterscheiden, was wir aus Europa kennen. An anderen Tagen haben wir Sehenswürdigkeiten besucht, darunter den Black Star Square, das Nationalmuseum und den Kwame Nkrumah Memorial Park.

Neben den Einblicken ins Krankenhaus und die Arbeit mit den Kindern bat unsere Organisation RainbowGardenVillage uns einen beeindruckenden Ausflug nach Shai Hills an. Hier wurden wir durch „kleines“ Naturresort geführt und kletterten an Seilen einen kleinen Felsen hoch, von dem aus man über das scheinbar unendliche Grün blicken konnte. Wenn man diese Flächen mit den dicht besiedelten Flächen Deutschlands verglich, war es noch viel leichter die unberührte Natur dort wirklich wertzuschätzen.

Auch das Nachtleben Accras ist beeindruckend und scheint endlos Möglichkeiten zu bieten. Ein regelmäßiger Ausflug, der jedem im Student House Spaß bereitete, führte in eine Salsa Bar. Neben den Line Dances, bei denen jeder mittanzen konnte, brachten uns die Einheimischen, die Kunst des Salsas bei. Die Stimmung war immer mitreißend und gelöst.

Besonders aufregend waren neben der Arbeit im Projekt die regelmäßigen Wochenendausflüge, welche es uns ermöglichten, tiefere Einblicke in das Land besonders auch außerhalb der Hauptstadt zu bekommen. Hier führte uns der erste in die Voltaregion, an die Grenze Togos. Dort durchquerten wir in einer achtstündigen Wanderung den Regenwald, mit dem Ziel die Wli Wasserfälle, welche mit ihren 80 m Höhe als die höchsten Ghanas bekannt sind, zu erreichen.  Währenddessen probierten wir im Wald wachsende Früchte, auf die uns unser Guide aufmerksam machte, und trafen auf eine einheimische, sehr traditionell lebende Familie auf dem Berg. Gegen Nachmittag erreichten wir dann das untere Ende der Wasserfälle und kühlten uns in diesem nach der anstrengenden Wanderung ab. Daraufhin schlugen wir nur einige Meter entfernt vom Wasserfall mit Hilfe zweier Mitarbeiter unser Lager auf und ließen den Abend am Lagerfeuer mit frischgekochtem Palava, einem traditionellen Spinat-Reisgericht, ausklingen.

Das Folgende Wochenende führte uns wieder in die Voltaregion, jedoch etwas südlicher nach Ada zu Paps Beach camp. Geplant war eine Schildkrötenwanderung abends am Strand. Leider konnten wir an diesem Abend keine Schildkröten sehen, die ihre Eier ablegen. Trotzdem haben wir die Tage in dem sehr idyllischen Strandcamp genossen. Nach zwei entspannten Tagen wechselten wir unsere Unterkunft und fuhren zur Keta Lagune. Dort besuchten wir im Ort ein Sklavenfort bei Keta, sowie eine anliegende Insel, auf welcher sich einige Wasservögel aufhalten.

Auch das letzte Wochenende unserer Reise nutzten wir, um Ghana weiter zu erkunden. Nämlich wollten wir den größten Nationalpark Ghanas besuchen, den Mole National Park. Hierfür flogen wir Freitag morgens vom Flughafen in Accra los, eine Stunde nach Tamale. Von dort erreichten wir innerhalb von drei Stunden unsere Unterkunft im Park, wo wir unseren Guide kennenlernten. Am selben Tag noch machten wir eine Rollertour zum nächsten Ort, in dem wir die beeindruckende Moschee und die händische Shea Butter Produktion betrachten konnten. Nach einer darauffolgenden Kanutour fanden wir uns zum Abendessen bei wunderschönem Ausblick über den Nationalpark wieder ein. Der nächste Morgen bestand aus der Safaritour bei welcher wir neben Antilopen auch viele Vogelarten, Affen und das erste Mal in unserem Leben freilaufende Elefanten beobachten konnten. Mittags mussten wir zum Flughafen aufbrechen, um pünktlich für unseren Rückflug nach Deutschland zurück in Accra zu sein.

Die Zeit in Ghana war eine unglaubliche Erfahrung, die wir jedem empfehlen können und selbst jederzeit wiederholen würden. Wir sind dankbar für die sehr gastfreundliche und entspannte Art der Ghanaer, welche uns immer mit offenen Armen in ihrer Kultur empfangen haben.

Liv Schreiber und Sonja Bichler

TUMKolleg Garching 2022-2024