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Am 28.06.2019 reiste ich nach Hamburg, um mein sechswöchiges Praktikum am Dezernat III für militärpsychologische Forschung in der Bundeswehr anzutreten. Das erste Wochenende verbrachte ich bei gutem Wetter erst einmal entspannt mit dem Familienfreund, bei dem ich wohnte. Auf der Alster war Stand-up-Paddeling angesagt, dann Grillen und ein spontaner Trip zu Ostsee. Somit war ich gut gestärkt und hoch motiviert, um meinem ersten Arbeitstag entgegenzusehen.

 

 

Der erste Tag meines Praktikums war gut organisiert und nach Klärung von organisatorischen Fragen wurde meinem Kollegen, Psychologiestudent an der UniBw und ebenfalls Praktikant, und mir durch den stellvertretenden Dezernatsleiter Herrn Dr. Breyer die derzeitige Arbeit des Dezernats vorgestellt.
Die allgemeine Aufgabe des Dezernats III ist die psychologische Forschung innerhalb der Bundeswehr, meist durch Umfragen, die Erstellung literaturbasierter Fachexpertise zu psychologischen Themen für die Bundeswehr, selten nimmt das Dezernat auch externe Forschungsaufträge an. Seit einiger Zeit ist die Hauptbeschäftigung der Psychologen dort Auftragsforschung für das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg). Dies beeinträchtigt, aus rein wissenschaftlicher Sicht, die Freiheit und methodische Korrektheit der Forschung, ist aus unternehmenstechnischer Sicht allerdings nachvollziehbar.

Das Großprojekt, an dem ich mitgearbeitet habe, ist die bundeswehrweite Studie zum Thema Diversität „Bunt in der Bundeswehr“. Die Studie wurde mit Hilfe eines umfangreichen Fragebogens durchgeführt, mit dem Ziel, die Inklusion und Arbeitsplatzzufriedenheit der einzelnen Diversitäts-Gruppen zu vergleichen und anhand der Ergebnisse die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um Chancengleichheit und ein angenehmes Klima für jeden zu schaffen.

Zur Ermittlung der Inklusion wurde die Mor Barak Inclusion-Exclusion Scale verwendet. Zudem wurden die sechs Diversitätsmerkmale Alter, Geschlecht, Religion, Einschränkung und sexuelle Orientierung abgefragt.

Neben den geschlossenen Items zum einfachen Ankreuzen, enthält der Fragebogen zudem drei weitere offene Items. Hier können die Teilnehmer ihre Antworten ausführlich erläutern. Jedoch können diese individuellen und sehr wertvollen Antworten nicht wie Kreuze maschinell ausgewertet werden.
Somit bestand meine Aufgabe darin, im Team mit meinem Kollegen auf Grundlange der ersten 1000 Fragebögen allmählich ein reliables Kategoriensystem zur Auswertung der gesamten offenen Antworten der insgesamt 13,500 Studienrückläufer zu erstellen, inklusive detaillierter Instruktionen zur Vorgehensweise bei der Zuordnung, damit die Reliabilität gewährleistet ist. War dies geschafft, ging es an die mühsame Arbeit der Kodierung und Klassifizierung der 13,500 Fragebögen.

Nachdem wir mit der Kodierung deutlich schneller fertig waren als vorgesehen, begann ich mit der Auswertung der kodierten Antworten. Meine Aufgabe bestand darin, die laufenden Nummern nach Angehörigen des BMVg zu filtern und für deren Antworthäufigkeiten Diagramme jeweils zu den drei offenen Items zu erstellen sowie erste Auffälligkeiten zu vermerken und Erkenntnisse zu formulieren. Danach blieb noch Zeit für die Prüfung eigener Hypothesen anhand von Gruppenvergleichen (Teildatensätzen).

Dabei half mir mein bereits erworbenes Wissen zu statistischen Grundlagen: Wir prüften die ausgesuchten Variablen (Gruppe und Antwort bei Item xy) auf statistische Abhängigkeit mit Hilfe eines Chi-Quadrat Tests. Nachdem dieser auf einen signifikanten Unterschied der Gruppen hinwies, ermittelte ich noch die Odds-Ratio und konnte meine Hypothese bestätigen.

Um die vorläufige Auswertung der geschlossenen Fragen besser verstehen und gegebenenfalls erklären zu können, habe ich eine Recherche wissenschaftlicher Publikationen durchgeführt und die Ergebnisse Herrn Dr. Breyer präsentiert.
Die Ergebnisse der Auswertung der offenen Items sowie des Gruppenvergleichs und eine umfangreiche Erläuterung unseres Vorgehens beim Erstellen des Kategoriensystems sowie dessen Inhalt und Definitionen, wurden von mir in einer Abschlusspräsentation zusammengefasst und vor dem Dezernat präsentiert.
Durch meine Arbeit im Dezernat und durch die gemeinsamen Gespräche mit den Psychologen und Soldaten in der Mittagspause, habe ich während meines Praktikums viel gelernt. Zum einen konnte ich die Durchführung einer Studie mitverfolgen, dabei die methodisch korrekte Erstellung eines reliablen Kategoriensystems erlernen und meine Fähigkeiten in der Datenauswertung mit Excel weiter schulen. Außerdem gelang es mir, in den Gesprächen mit meinen Kollegen und während der Dezernatsbesprechungen mein bereits erworbenes psychologisches Wissen anzuwenden und über sozialpsychologische Experimente zu diskutieren. Durch die Auswertung für das BMVg und die wissenschaftliche Recherchearbeit habe ich zur Arbeit des Dezernats erfolgreich beigetragen.

 

Nach der Arbeit ging es für mich fast jeden Tag direkt nach Hamburg. In der ersten Woche machte ich mehrere Stadtrundgänge und erkundete die Hafencity, die Speicherstadt und die Innenstadt. Außerdem lief ich die Straßen von St. Pauli, Altona und des Schanzenviertels entlang. Dort bot die alternative, internationale Szene ein Kontrastprogramm zu der Arbeitswelt der restlichen Stadt.
Das Herz der Stadt, die Reeperbahn, lernte ich beim beliebten Schlagermove kennen. Dort traf man viele interessante Leute – beim Umzug der lauten Wagen durch die Stadt, begleitet von Menschenmassen in bunter Verkleidung.

 

Sobald sich das Hamburger Wetter etwas aufgeklart und dem Sommer Platz gemacht hatte, ging es auch gleich zur Ostsee. Dort waren wir baden und machten und einen Yacht-Törn bei Sonnenuntergang. Für den innerstädtischen Badeurlaub bietet sich der Elbstrand an. In der Strandperle, einer beliebten Kneipe an der Elbe, lässt es sich sehr entspannt den Tag lang aushalten. Sollte einem in der Großstadt die Lust auf Natur kommen, so empfiehlt sich ein Trip durch die Lüneburger Heide und nach Lüneburg sowie zur Alster und ins Eppendorfer Moor.
Nach einem langen Arbeitstag ist die Alsterperle, ein Chillout für die Menschen der Stadt, perfekt, um den Abend entspannt ausklingen zu lassen. Hinter der Alster und vor der untergehenden Sonne lassen sich dann die Silhouetten der Stadt erkennen.

Die ersten Wochen verbrachte ich weitestgehend allein oder unternahm etwas mit dem Freund, bei dem ich wohnte. Da es schließlich einsam wurde, setzte ich mich über Facebook mit einer Gruppe von internationalen Frauen in Verbindung und nahm an deren Veranstaltungen teil. So trafen wir uns in großer Gruppe im schicken Stadtviertel Harvestehude auf einen Cocktailabend mit Tacos. Ich war dort die einzige deutsche und fasziniert von den Geschichten der Leute aus der ganzen Welt. Die nächsten Wochen traf ich mich nochmal mit Einzelnen zum Essen und machte sogar Yoga im Stadtpark.
Der Stadtpark bietet nicht nur Platz zum Sport, Grillen oder Blumen bewundern, sondern beherbergt auch das bekannte Planetarium. Dort besuchte ich eine Vorstellung mit Lichtshow zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung, die wirklich beeindruckend war und mich für einen Abend in die Welt der Sterne transportierte.

 

Meine Zeit in Hamburg fand mit einer Kombination und Freizeit und Arbeit ihr Ende, denn zum Abschluss meines Praktikums lud Herr Dr. Breyer die anderen Praktikanten und mich zu einem gemütlichen Umtrunk ein. Dort konnte ich die Zeit Revue passieren lassen und Geschichten über die Bundeswehr und über Erfahrungen meiner Kollegen hören. Nach diesem Wochenende und über sechs Wochen ging es dann mit schwerem Herzen wieder nach Hause.