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Ich habe vom 10.07. bis zum 21.07.2023 ein Praktikum in dem Architekturbüro FRICK KRÜGER NUSSER PLAN2 absolviert und in dem Zeitraum vom 28.08. bis zum 08.09.2023 ein weiteres Praktikum in Malmö, Schweden bei E.ON wahrgenommen.

Warum zwei Praktika?

Ich hatte ursprünglich geplant mich auf den Bereich der Architektur für mein Praktikum zu beschränken. Also schickte ich Bewerbungen an Büros auf der ganzen Welt. Ich versuchte es sowohl bei großen und renommierteren, als auch bei kleinen Büros nach dem Motto: Probieren kostet nichts.

Über einen Kontakt meines Großvaters bin ich dann tatsächlich auch zu einem Architekturbüro in London gekommen, allerdings war ein Aufenthalt dort für mich als Praktikantin auf Grund von Visumsbeschränkungen nicht möglich. So wurde ich an Büros in Italien und Frankreich weitergeleitet, allerdings habe ich dann auch von denen nach langer Wartezeit die Nachricht bekommen, dass der Zeitpunkt wegen ihren Sommerferien und einem Umzug ungelegen ist. So habe ich mich für ein Architekturbüro in München und im Nachgang noch ein weiteres Praktikum, verbunden mit der Wärmeversorgung von Gebäuden, bei E.ON entschieden. Da ich meine Forschungsarbeit über klimafreundliche Architektur schreibe, ist der Aspekt der Versorgung der Gebäude selbstverständlich auch wichtig und interessant für mich. Da Schweden bezüglich der nachhaltigen Energietransformation wesentlich weiter als Deutschland ist, ist der Standpunkt dort besonders interessant.

Erstmal weiteres zu dem Praktikum bei FRICK KRÜGER NUSSER PLAN2 in München:

Das Architekturbüro FRICK KRÜGER NUSSER PLAN2 ist im Bereich der Architektur und des Baumanagements tätig. Der Beruf des Architekten und Generalplaners befasst sich mit der Planung, Koordination und Durchführung von Bauprojekten. Diese Aufgaben übernimmt das Architekturbüro FRICK KRÜGER NUSSER PLAN2 bei Projekten jeder Größenordnung für private und öffentliche Bauherren.

So ist es zum Beispiel verantwortlich für den Entwurf, die Planung und nun auch den Bau des neuen Strafjustizzentrums in München. Dieses Projekt mit insgesamt 54 Gerichtssälen, mehreren Stockwerken Bürobau und zwei Stockwerken Tiefgarage ist derzeit Bayerns größte staatliche Hochbaustelle.

Außerdem erbaute es auch einige Justizvollzugsanstalten wie die momentan anlaufende Baustelle in Zwickau.

Neben dem Bau von „üblichen“ Wohnhäusern und Bürogebäuden war es zudem für die Restauration des zu einer Touristenattraktion umfunktionierten alten Ammerseedampfers, der Alten Utting, zuständig.

Da ich als Schülerin nicht direkt an Projekten mitarbeiten konnte, wurde mir die Chance gegeben mich selbstständig in das Programm ArchiCAD (24) einzuarbeiten.

Diese Software ermöglicht es einem Grundrisse, Schnitte, 3D-Modelle und auch fotorealistische Modelle von Ideen und Konzepten zu entwerfen und ist somit das Hauptwerkzeug eines Architekten. Natürlich gibt es mehrere Programme mit jeweils ihren Vorzügen, jedoch verwendet das Büro FRICK KRÜGER NUSSER PLAN2 ausschließlich ArchiCAD.

So habe ich gleich am dritten Tag meines Praktikums damit angefangen mein eigenes Haus zu entwerfen und in ArchiCAD zu erstellen.

Orientiert an traditioneller Architektur und einem Fachwerkbuch von 1950, welches mir mein Betreuer zur Verfügung stellte, wagte ich mich an die Aufgabe, ein kleines Einfamilienfachwerkschlösschen zu entwerfen. Da ich so viel herumexperimentieren wollte wie möglich, stattete ich dieses mit einem kleinen Seitenturm, leicht hervorgehobenen Obergeschossen (typisch für ein traditionelles Fachwerkhaus), einem Zimmer mit Erker und einem Balkon aus.

Fotorealistisches 3D-Modell von meinem eigenen Fachwerkhaus

(Angepasst an moderne Standards sind die Fenster wesentlich größer als bei einem traditionellen Fachwerkhaus, um den natürlichen Lichteinfall auf der Südseite maximal ausnutzen zu können)                                                                                                                                                                   

Mit Hilfe der Architekten-Lehrbuchreihe „Raumpilot“ habe ich mich mit Raumverteilung auseinandergesetzt, um mein Haus auch von Innen passend ausstatten zu können. Abb. 2 zeigt das Erdgeschoss fertig konzipiert und voll möbliert.

Abb. 3 zeigt eine mögliche Raumaufteilung für den ersten Stock.

Abb. 4, Abb. 5 zeigen zwei verschiedene Schnitte des Hauses

Abb. 6: Das erste Rendering meines Hauses (zu dem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt -> siehe Balkon, Inneneinrichtung und Toilette im Dach)

Abb. 7: Rendering vom gelben Bad mit Badewanne im Turm

Um das Arbeiten mit abstrakteren Formen ebenfalls ausprobieren zu können entwickelte ich in meinen letzten zwei Tagen folgendes Modell:

Abb. 8, Abb. 9 Rendering von einem Haus aus einem liegenden Holzzylinder. Hervorstehende Fenster aus Beton mit Möglichkeit der Begrünung und überdachter Terrasse

Außerdem hat mir mein Betreuer das Projekt des Strafjustizzentrums näher gebracht, indem er mir die ersten Pläne erklärte und mich einmal durch den Prozess von der Entstehung zu der Baustelle, die wir heute sehen, geführt hat. Ein weiterer Kollege hat mir das Projekt der Justizvollzugsanstalt in Zwickau näher gebracht und ist insbesondere auf die organisatorischen Aspekte eingegangen. Zudem hatte ich vollen Zugriff auf alle Dateien und konnte so selbstständig durch sämtliche Pläne stöbern.

Insgesamt habe ich neben dem Umgang mit dem Programm ArchiCAD noch einen hoch interessanten Einblick in den Alltag eines Architekten mitgenommen und habe so nun eine wesentlich greifbarere Vorstellung des gesamten Berufes und dem generellen Arbeiten in einem Büro.

Mehr zu meinem Praktikum bei E.ON Schweden:

Ich bin am 27.08 in Malmö, Schweden angekommen und hatte mich dort in meinem Hotel eingecheckt. Für den zweiwöchigen Zeitraum habe ich ein günstiges Hotelzimmer im direkten Umfeld vom Firmengebäude, direkt neben dem Hauptbahnhofsgebäude in Malmö gebucht.

Das Energieinfrastruktur Unternehmen E.ON ist hauptsächlich in den Bereichen der Energienetze, Energiedienstleistungen und dem Ausbau von erneuerbaren Energien tätig. Es ist mit drei Kraftwärmeanlagen in Schweden einer der größten Netzwerkbetreiber der Fernwärme, welche in Schweden das dominante Heizsystem darstellt.

Ich wurde als Praktikantin im Digital and Transformation Team aufgenommen und wurde von einer Mitarbeiterin, welche für die Analyse der Echtzeitdatenübertragung von den Kraftwärmeanlagen zuständig ist, an die Hand genommen.

Im Kontrast zu dem kleinen Büro mit 23 Mitarbeitern in München ist der Standort E.ON Schweden gerade in ein neues Firmengebäude, welches sowohl Klima- als auch Mitarbeiter-Comfort-Zertifikationen aufweisen kann, umgezogen. Das Gebäude, welches überwiegend mit Holz ausgestattet ist, weist mehrere grüne Flächen sowie eine grüne Dachterrasse mit Bäumen und Aussichtspunkten auf. Es ist 8 Stockwerke hoch und jeweils mit unterschiedlichen Arbeitsräumen und Zonen ausgestattet. Ein Online-Platzverteilungssystem ermöglicht es den Mitarbeitern über den Tag flexibel das ganze Gebäude und dessen Möglichkeiten zu nutzen.

Abgesehen von den Bereichen meines Teams konnte ich noch in Verbindung mit dem Trainee-Programm bei E.ON treten und mir einige Erfahrungen von Teilnehmenden und deren Teilbereichen bei E.ON anhören.

Wie zum Beispiel die Arbeit eines Elektrotechnik Studenten, der momentan als Teil seines Dualen Studiums bei E.ON mit Daten für eine KI arbeitet, welche mit der Biodiversität rund um Stromtrassen helfen soll.

Zudem besuchten wir das Medicon Village, welches von E.ON mit einem Ectogrid ausgestattet wurde. Das Ectogrid ist ein besonderes, von einer KI gesteuertes Heizsystem, welches sowohl als Kühlungs- als auch Wärmesystem parallel funktionieren kann. Alle Gebäude im Ectogrid sind sowohl mit einer Warm- als auch mit einer Kaltwasserleitung über eine entsprechende Wärmepumpe und/oder Kühlungsanlage, je nach Heiz oder Kühlbedürfnissen des Gebäudes, verbunden. Da für das Heizen elektrisch betriebene Pumpen verwendet werden, müssen die Ausgangstemperaturen in den Leitungen höher als 25°C sein. Diese „niedrigen“ Temperaturen können durch das Austauschen der Abwärme von anderen verbundenen Gebäuden wie zum Beispiel Datencentern oder auch Supermärkten erreicht werden, welche wiederrum das kalte Wasser aus den Wärmepumpen für ihre Kühlungsanlagen nutzen. Allerdings reicht dieser Austausch nicht komplett aus und es wird noch ein externer Wasserspeicher benötigt, um das Verhältnis zwischen Warm- und Kaltwasser zu regulieren. Dieser kann je nach Gegebenheiten von Tiefengeothermie, anderer Abwärme oder größeren Wärmepumpen/Kühlungsanlagen unterstützt werden.

Momentan ist das Ectogrid im Medicon Village das bisher am weitesten ausgebaute System mit bald 19 angeschlossenen Gebäuden, jedoch sind aktuell weitere Standorte in Planung, wie unter anderem auch in Essen.

Zudem besuchten wir das Heleneholmsverket, eine Kraftwärmeanlage aus den 60er Jahren.

Das Heleneholmsverket ist die größte biogasbetriebene Anlage in Malmö und läuft hauptsächlich im Winter. Die Anlage soll schon seit Jahrzehnten aus dem Netz genommen werden, „hält sich aber dennoch wacker“. Aktuell soll sie 2030 stillgelegt werden.

Da die Kühltürme der Anlage nicht verwendet werden, kann nur während das Wärmenetz Wärme benötigt, also hauptsächlich im Winter, Strom erzeugt werden. Allerdings werden auch dann die Dampfturbinen heutzutage häufiger abgekoppelt, als tatsächlich verwendet, da die Maschinerie veraltet und schwer bedienbar ist. Das Kraftwerk hat kaum noch Personal, welches mit einer solchen Maschine umgehen kann und alle, die es noch können, stehen nun auch schon kurz vor der Rente.

Als Praktikantin durfte ich an allen englischen Meetings in meinem Team teilnehmen und wurde auch zu externen Meetings von Mitarbeiter*innen eingeladen. So durfte ich zum Beispiel auch bei Diskussionen zu Vermarktungsstrategien zuhören.

Insgesamt wurde ich von dem ganzen Team mit offenen Armen aufgenommen und konnte viele interessante Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen führen. Sofort wurde mir das schwedische Konzept der „Fika“, einer Kaffeepause mit Zimtschnecken, welche der liebste Zeitvertreib der Schweden zu sein scheint, vorgestellt.

Da es nur selten schwedische Synchronisationen gibt, werden Schweden schon sehr früh und intensiv alleine durchs Fernsehen an die englische Sprache geführt. Jedoch waren meine anfänglichen Sorgen, dass ich nicht mit meinem Englisch mitkommen würde, unbegründet. Die problemlose Kommunikation nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch bei diversen anderen Events hat mir persönlich sehr mit meinem Selbstbewusstsein in der englischen Sprache geholfen.

Auch außerhalb von meinem Arbeitsalltag habe ich viel erlebt. Da mein Hotelzimmer relativ klein und ungemütlich war, hatte ich keine andere Wahl als so viel wie möglich von Malmö und dem Umland zu erkunden. So habe ich mir oft ein Fahrrad ausgeliehen um Parks, Schwimmbäder oder Museen zu besuchen.

Schweden werden oft als kalt beschrieben, jedoch habe ich persönlich nichts davon mitbekommen – wahrscheinlich, weil das gleiche auch Deutschen nachgesagt wird. Die Bäckereien in Schweden sind voll mit kleinen süßen Leckereien, welche ebenfalls zu einer „Fika“ dazugehören. Neben den typischen Zimt- oder Kardamomschnecken gibt es unzählige kleine Marzipanleckereien, Schokobälle und Küchlein. Lakritz läuft einem auch ständig über den Weg. Ganz Skandinavien ist bekannt für seine Fahrradkultur. Überall (zumindest, dort wo ich unterwegs war) gab es große Fahrradwege und an jeder Ecke einen Fahrradverleih. Das Fahren und Finden der Wege war allerdings eine Umstellung und anfangs ein wenig nervenaufreibend, da die Fahrradfahrer*innen meist sehr zügig unterwegs sind und sie nicht einmal mehr eine verwirrte Deutsche zum Abbremsen bringen kann.

Merle Knizia